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Histörchen
...oder: das glaubt uns kein Mensch!
Die Inseltour
Es war im schönen Jahre 1989, die Ausreisewelle über Ungarn war in vollem Gange, da brachen wir
auf das Ferienparadies Usedom musikalisch zu beglücken. Treffpunkt Lütten Klein S-Bahnhof wie immer,
der LO (Robur-Bus) war vollgetankt, also ab dafür. Die Fahrt bis auf die Insel dürfte von Rostock
aus um die drei Stunden gedauert haben, der LO lief auf der Landstraße so knapp 80 km/h, aber mehr
waren eh nicht erlaubt. Die Sonne knallte aufs Blechdach, der Motor dröhnte, ergo alles
im grünen Bereich.
Die erste Station sollte Zinnowitz werden. Dort wollten wir unseren Sänger vom Bahnhof abholen,
der für die beiden Auftritte extra zwei Tage früher aus den Flitterwochen kommen wollte. Allein
am Bahnhof war ums verrecken kein Sänger zu sehen! "Egal, wir fahren erst mal aufbauen, da kommt
er eben mit dem nächsten Zug!" entschied unser Fahrer, der außerdem noch als Manager und Lichttechniker
fungierte. "Wenn das mal gut geht!" meinten wir und trollten uns.
Am Auftrittsort, der "Konzertmuschel" angekommen der nächste Schreck, vom Auftraggeber, der Kurverwaltung,
war niemand zu sehen. Lediglich die Putzfrau hantierte lustlos bei brütender Hitze in einem der Nebenräume.
Auf Nachfrage beschied sie uns das die Kurverwaltung bereits Feierabend hätte, sie wüßte von nichts und im Übrigen
hätte sie in 10 Minuten ebenfalls Schluß. Ah ja.
Wir überredeten sie mit viel Mühe uns auf dem Vertrag unsere Anwesenheit zu bestätigen. Außerdem
ließ sie uns den Backstagebereich aufgeschlossen. Wir mußten ja irgendwie an Strom kommen. Denn
soviel stand fest, Kurverwaltung hin oder her, wir würden spielen. Wenn da nicht das Problem mit
dem Sänger wäre... Der kam übrigens auch mit dem nächsen Zug nicht. Kurzerhand wurde unser Bassist,
der im Zweitberuf auch für die Backing Vocals zuständig war, zum Leadgesang zwangsverpflichtet. Gepaßt
hat es ihm nicht, aber was tut man nicht alles für die Kunst!
Wir retteten uns mit Texten in Pseudoenglisch und schier endlosen Gitarrenimprovisationen über die
Zeit. Da inklusive Laufkundschaft höchstens 40 Leute diesen kulturellen Höhepunkt zur Kenntnis nahmen
hielt sich der angerichtete Schaden in Grenzen. Das Wetter war auch auf unserer Seite, denn nach wie vor
bratzte der Planet unbarmherzig auf das ungeschützte Gelände. In der Konzertmuschel wehte kein
Lüftchen, es herrschten gefühlte 70 Grad Celsius in der prallen Sonne. Von der Kurverwaltung tauchte
bis zum Schluß niemand auf, so richtig unglücklich waren wir deswegen aber auch nicht...
Wir übernachteten auf irgendeinem Zeltplatz in der Nähe. Geschlafen wurde im LO, Komfort wurde
nicht gewährt und nicht erbeten. Mitten in der Nacht verkrümelte sich die Rhytmusgruppe geschlossen wegen
überhandnehmendem Schnarchen UNTER das Fahrzeug, ansonsten keine besonderen Vorkommnisse.
Nächster Auftrittsort war Ahlbeck, auch wieder an einer Konzertmuschel an der Strandpromenade.
...wird fortgesetzt